Es klingt nach einem super absurden und kreativen KI-Video-Konzept:
Eine Taube knallt gegen ein Fenster und fährt dann – wie eine Mini-Drohne – eine Kamera aus dem Rücken aus. Die Bewohnerin hält zufällig gerade die Kamera auf das Fenster, exakt an die Stelle, an der das Ereignis passiert, weil sie ohnehin ein bisschen paranoid ist. In den einschlägigen UAP- und Alien-Priester-[Shill]-Kanälen wurde sie gut darüber „informiert“, dass noch niemand „Baby-Tauben“ gesehen habe und dass diese „Dinger“ in Wirklichkeit von Regierungen zur Überwachung der Untertanen eingesetzt würden. Sie kennt Vorträge von Robert F., Dirk P. und Peter D. und ist dadurch selbst zu einer Art Whistleblower geworden, die nun von der Drohne überwacht werden muss. Sie könnte sonst die Sci-Fi-Narrative weiterverbreiten, die als ‚Astroturf‘ von ganz weit oben ins System eingegossen werden – was natürlich verhindert werden muss.
Schön wäre, wenn im Hintergrund leise „When Doves Cry“ („Wenn Tauben weinen“) von Prince aus einem alten Radio laufen würde – aber das könnte der „Wirklichkeit“ widersprechen. Wobei dieser Widerstreit zwischen Fiktion und Wirklichkeit in Zeiten der „(T)Raumfahrt“ eigentlich völlig irrelevant ist. Aber was weiß ich schon! Auf den Shill-Kanälen, die nicht mehr alle Untertassen im Schrank haben, wird genau so etwas – neben „Osmose-Filteranlagen“ – als „Wirklichkeit“ verkauft, während die Kanalbetreiber ihre Reputation mit „Clickbait“ aufbauen.
Ein immer wiederkehrendes Motiv für KI-(Clickbait-[Klickköder]-)Videos – zum Beispiel auf X – sieht so aus: Eine Katze springt einem Kind bei, das gerade von einem Löwen, Leoparden, Tiger oder Kampfhund angegriffen wird. Das Raubtier müsste nur einmal ausatmen und der Kampf wäre entschieden, aber in der KI-„Fiktion“ wird es heroisch zurückgeschlagen. Oder ein Adler-Pärchen, bei dem sich ein Partner in einer misslichen Lage befindet und die Menschen um Rettung bittet. Solche Videos werden derzeit in Massen produziert, liegen weit, weit jenseits jeder „Wirklichkeit“ und gehen trotzdem viral – weil hier eine vollkommen neue Technologie auf das alte Phänomen „long stupid“ trifft.
Die Intention, die „Wahrheit“ oder gar die „Wirklichkeit“ abzubilden, scheint mir dabei überhaupt nicht getroffen. Es geht nicht um Erkenntnis, nicht um Realität – es geht um eine Art digitaler Jahrmarktillusion. Solche Clips werden wie „Wirklichkeit“ auf den digitalen Müllhaufen geworfen, in der Hoffnung, ein paar Sekunden Aufmerksamkeit aus einem übermüdeten Publikum herauszuquetschen.
Und das Internet wird dadurch ganz sicher nicht besser. Ganz im Gegenteil: Big Data hat die Content Creator längst komplett an der Algorithmus-Stange. Wer tanzt, gewinnt Reichweite; wer nicht tanzt, verschwindet. Die „Wirklichkeit“ spielt in diesem System nur noch eine dekorative Nebenrolle – wichtig ist allein, wie gut sich eine Geschichte in den stromlinienförmigen Takt der Maschinen einfügt.
Am Ende bleibt ein bitteres Resümee: Alles, was uns das Internet einst versprochen hat, hat es längst gebrochen. Was wir heute sehen, ist keine offene Wissenslandschaft, sondern eine bewusst gestreute, viral getaktete Kette aus Desinformation und PsyOps – und die KI-Technologie beschleunigt diese Entwicklung wie ein Turbolader. Es ist kein „Buchdruck 2.0“, der den Geist befreit; damals wie heute war die Druckerei zuerst der Ort der Zensur. Heute ist das Netz der Ort, an dem vor allem „Klickvieh“ bespaßt werden will. Der Algorithmus verbiegt jeden Inhalt, presst ihn in immer extremere Formen des Affenzirkus, bis das Scrollen auf X mehr einer Fahrt durch eine Geisterbahn gleicht als einer Informationssuche. Und die Ersteller? Sie rücken immer näher an das Tischende einer digitalen Psychiatrie, wo die nächste absurde Themenwahl zwischen Kaffee und Kuchen besprochen wird.
Es sind immer wieder amüsante Szenen, wenn der Geheimdienstchef bei einer Parade beobachtet, wie artig sich die Tauben verhalten, sobald der erste Geheimdienstoffizier das Kommando ‚Sitz!‘ in die Runde der Minidrohnen ruft.